Heute ist man sich nicht mehr bewusst, wie schwer es für DDR Bürger war in nicht Sozialistische Republiken zu reisen. Heute ist der Flug nach Italien schnell gebucht, Landesgrenzen sind im heutigen Europa kein Problem.
Paul Gompitz, ein sächselder Kellner aus Rostock, hat eine fixe Idee, die ihn nicht mehr los lässt. Er möchte einmal in seinem Leben nach Syrakus reisen, auf den Spuren Seumes. Nur gibt es ein Problem, Rostock befindet sich in der DDR, was heißt, dass er fast keine Möglichkeit hat das Land in den Westen zu verlassen. In der Erzählung Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus von Friedrich Christian Delius begleitet der Leser Paul Gompitz auf eine hürdenreiche und doch wundersame Reise.
Paul Gompitz möchte die DDR am liebsten auf legalem Wege verlassen. Er versucht seine Reise so zu gestalten, dass er so wenig wie möglich mit den Gesetzen in Konflikt kommt. Sieben Jahre bereitet Paul Gompitz seine Reise vor. Niemand darf etwas wissen, denn ihm ist es wichtig seine Frau und seine Freunde zu schützen. Er erlernt das Segeln und färbt ein Segel dunkel, um bei Dunkelheit zu entwischen. Er versucht es so viel Geld wie möglich über Prag in den Westen zu einer Cousine zu bringen, aber es fehlen kooperationswillige Westdeutsche.
Wie schafft er es? Wird er von der Stasi ertappt?
Ein guter Wind ermöglicht es ihm eines Nachts nach Dänemark zu segeln. Von da aus geht es nach Westdeutschland und schließlich nach Italien und natürlich nach Syrakus.
Der eigentliche Aufenthalt in Italien ist nur ein kleiner Teil des Buches (ungefähr 23 Seiten), denn die Vorbereitung dieser Reise ist der eigentliche Kern der Erzählung. In Italien fühlt er sich gut, er wird als Deutscher gesehen und nicht wie es der Fall in der Bundesrepublik war als Ossi. Er genießt seinen Aufenthalt, auch wenn ihm die Kluft zwischen Wohlstand und Elend zu schaffen machen.
Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus von Friedrich Christian Delius ist eine Erzählung, die sich schnell ließt, auch wenn man weiß, dass es Paul Gompitz gelungen ist nach Syrakus zu reisen. Ständig fragt man sich: Wie hat er es bloß gemacht? Welche Hürde kommt als nächstes? Oder was für eine Lösung wird er dieses Mal finden? Paul Gompitz findet immer eine Lösung und überrascht so den Leser, der sich sehr schnell wie ein Komplize fühlt.
Eine Buchrezension von Solveig Werner über Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus von Friedrich Christian Delius, 1995 Rowohlt Verlag GmbH
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