Vor einiger Zeit habe ich das Buch Oststolz von dem Youtuber Alexander Prinz (der Dunkle Parabelritter) regelrecht verschlungen. Heute möchte ich es euch empfehlen.
Der Titel Oststolz bringt wahrscheinlich so einige Gemüter zum Schaudern. Stolz + Osten, das kann doch nicht gut gehen, oder? Doch kann es!
Alexander Prinz erzählt in seinem zweiten Buch über seine Kindheit und Jugend nach der Wiedervereinigung in Ostdeutschland und gibt uns auch Zutritt hinter die Kulissen seines heutigen Lebens. Auch bekommt man Einblicke in die Leben seiner Großeltern und Eltern vor und nach dem Mauerfall.

Es handelt sich um ein autobiografisches Werk, aber ob man sich jetzt für den Dunklen Parabelritter interessiert oder begeistert, ist hier Nebensache, denn seine Vita ist gewissermaßen eine Illustration von so vielen Realitäten der jungen Generationen in Ostdeutschland und generell in strukturell schwachen Gebieten.
Mich spricht das Buch besonders an, da ich den Osten der Bundesrepublik 1994 zu entdecken anfing und seinen Wandel über die Jahre beobachten durfte. Mein Großvater zog für seine Arbeit nach Jena und so wurde ein wichtiger Familienmittelpunkt in die neuen Bundesländer verlegt. Meine Großmutter scheute keine Mühen, mir die Region zu zeigen und einige Namen, die im Buch erwähnt wurden, weckten die schönsten Erinnerungen bei mir.
Als studierte Politikwissenschaftlerin (dass ich das hier schreibe…) finde ich, dass das Buch sehr sehr gut eingeordnet, denn es ist viel mehr als eine Biografie, es ist eine gesellschaftliche und politische Beobachtung einer Region, der sehr viele Regionen ähneln. Anstatt nur plump Statistiken über Ostdeutschland zu analysieren und Zahlen zu desindustrialisierten Städten und Landstrichen zu interpretieren, gibt es in diesem Buch einfach eine Realität, die es auch für Außenstehende und nicht Betroffene verständlich macht.
Es ist ein super Werk, um den Osten und seine Bewohner besser zu verstehen. Woher kommen ihre Frustrationen? Warum gehen Leute aus abgehängten Gegenden nicht woanders hin? Wieso sind sie von der Politik enttäuscht? Diese Frage und ihre Antworten können wirklich überall, wo die Perspektivlosigkeit herrscht, angewendet werden.
Lieber Alex, vielen Dank, dass du dieses Buch geschrieben hast. Es ist nicht nur äußerst interessant und empfehlenswert. Du hast mir auch ein wichtiges Konzept, das ich nie so richtig begreifen konnte, indirekt erklärt. Ich hatte auch das Gefühl, das erste Mal wirklich zu verstehen, was Heimat bedeutet. Danke.

I won’t bite, seriously!